Samstag, den 31. Oktober 2020, 19.00 Uhr
Ilia Korol, Barockvioline
Jermaine Sprosse, Cembalo
Ilia Korol stammt aus Kiew, studierte am Moskauer Konservatorium bei Abraham Stern, Gelya Dubrova und Marina Iashvili und lebt seit 1997 in Österreich. Er spielte bei Musica Antiqua Köln, ist Konzertmeister des Orchesters Wiener Akademie, von Musica Angelica Los Angeles, des Bach-Ensembles Joshua Rifkin und außerdem Mitglied des Ensembles Ars Antiqua Austria. 2006 war er »guest leader« von Musica Antiqua Köln auf einer USA-Tournee, die ihn unter anderem in die Carnegie Hall New York, die Disney Hall Los Angeles, nach Berkeley, Santa Barbara und Santa Monica führte. 2003 gründete er mit Julia Moretti das Kammerorchester »moderntimes_1800«, das er bei der Ruhrtriennale 2005 und 2006 und bei den Salzburger Festspielen 2006 leitete und mit dem er seither auf zahlreichen Festivals und Konzertbühnen im In- und Ausland mit großem Erfolg gastiert. Namhafte Künstler arbeiteten mit dem Ensemble, darunter Reinhard Goebel, René Jacobs, Anna Prohaska, Juliane Banse, Simone Kermes, Christoph und Julian Prégardien.
Seine CD-Publikation mit Natalia Grigorieva ist die erste Aufnahme von Brahms Violinsonaten auf historischen Instrumenten. Die Aufnahme wurde von »Music Web International« zur CD des Monats und des Jahres gekürt. Der Weltersteinspielung der Violinsonaten von George Onslow mit Norbert Zeilberger wurde ein Diapason d'or verliehen, die CD wurde von der Presse begeistert aufgenommen. Auch die 2008 erschienene CD Sinfonias from the Enlightenment mit dem Kammerorchester moderntimes_1800 wurde mit einem Diapason d'or ausgezeichnet.
Ilia Korol gibt zahlreiche Meisterkurse, u.a. an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien, beim Innsbrucker Festival der Alten Musik und an der University of California in Los Angeles.
Die so unterschiedlichen Klangfarben von Cembalo, Clavichord und Fortepiano virtuos zur Entfaltung bringen, Literatur und Improvisation gekonnt vereinen und darüber hinaus im Konzert charmant moderieren – das macht das ganz spezielle Profil des Künstlers Jermaine Sprosse aus. Dem herausragenden Interpreten der Musik von C.P.E Bach ist es ein Anliegen, der Literatur des »Galanten Zeitalters«, vornehmlich der Musik der Bach-Söhne und deren stilistischem Umfeld, zu neuem Ruhm zu verhelfen.
Nach der von der Fachpresse hoch gelobten Einspielung des Solo-Albums »Im Dienste des Königs« mit Werken von C.P.E. Bach, legte der Künstler 2017 die CD »Der Clavierpoet« vor, einer Ersteinspielung von Werken Friedrich Wilhelm Rusts auf einem originalen Hammerflügel von Johann Andreas Stein.
Konzertengagements führten ihn zum Bachfest Schaffhausen, der Mendelssohn Musikwoche Wengen, zum Festival de Musique Improvisée de Lausanne, VielKlang Festival Tübingen, Edinburgh Fringe Festival, Flimsfestival, Musikfestival Bern, Thüringer Bachwochen u.v.m. Als Solist mit frühklassischen Cembalokonzerten gastiert er mit dem Ensemble Symphonique Neuchâtel im Rahmen der Concerts du Ruckers im Musée d'Art et d'Histoire de Neuchatel.
Der Musiker studierte an der Schola Cantorum Basiliensis Cembalo, Clavichord, Fortepiano, Improvisation und Instrumentalpädagogik mit Auszeichnung. Er ist Alumnus sowohl der Studienstiftung des Deutschen Volkes als auch Bundesstipendiat der Schweiz. Über mehrere Jahre arbeitete er an der Schola Cantorum Basiliensis als Korrepetitor. In zahlreichen Meisterkursen gibt Jermaine Sprosse sein Wissen an den musikalischen Nachwuchs weiter. Seit 2017 ist er Hauptorganist der christkatholischen Kirche im Kanton Baselland und seit dem Studienjahr 2021/2022 lehrt er am Conservatoire national supérieur de musique et de danse de Lyon das Fach »Discours musical«.
Programm
Johann Sebastian Bach | Fantasia in G-Dur für Cembalo solo |
1685 – 1750 | |
Sonate in G-Dur für Violine und Basso Continuo BWV 1021 | |
Adagio – Vivace – Largo – Presto |
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Joseph Bodin de Boismortier | Sonate pour Flute (Violon) et Clavecin op. 91/II g-Moll |
1689 – 1755 | Gayement – Gracieusement – Gayement |
Johann Sebastian Bach | Sonate in e-Moll für Violine und Basso Continuo BWV 1023 |
[ohne Bez.] – Adagio ma non tanto – Allemanda – Gigue |
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Georg Friedrich Händel | Capriccio in g-Moll für Cembalo solo |
1685 – 1759 | |
Sonate in g-Moll für Violine und Cembalo op. 1/10 | |
(Solos for a German Flute a Hoboy or Violin, Op. 1) | |
Andante – Allegro – Adagio – Giga |
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Carl Philipp Emanuel Bach | Sonate in C-Dur für Violine und Cembalo Wq 73 |
1714 – 1788 | Allegro di molto – Andante – Allegretto |
Die Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten der Besetzung Violine und Cembalo (Tasteninstrument) war um die Mitte des 18. Jahrhunderts vielen europäischen Komponisten bewusst geworden, sodass höchst reizvolle, anspruchsvolle Werke für diese Besetzung die Folge waren, von denen wir Ihnen hier eine Auswahl vorstellen möchten. Das heute für Sie im Krafft Areal vorgestellte Programm beinhaltet herausragende Kompositionen für Violine und Cembalo, welche verschiedener nicht sein könnten. Zum einen erklingen die Generalbasssonaten in G-Dur bzw. e-Moll von Johann Sebastian Bach bzw. in g-Moll von Georg Friedrich Händel, welche sozusagen die »alte« Praxis repräsentieren, in der das Cembalo ein reichhaltiges akkordisches (wenn nicht vom Spieler verschriftlichtes, so vor allem improvisiertes!) Accompagnement liefert, über dem die Violine ihren »Sologesang« entfalten kann. Zum anderen zeigen wir einerseits mit Joseph Bodin de Boismortier und andererseits mit Carl Philipp Emanuel Bach Vertreter einer neuen Art von Geigen-Tasten-Duetten, in denen das Cembalo obligat, d. h. solistisch agiert, während die Violine sich als raffiniert eingesetztes Komplementärinstrument hinzugesellt und den Klaviersatz bereichert, kommentiert, hinterfragt etc. Im Falle des Franzosen Boismortier ist besonders hervorzuheben, dass dieser gänzlich auf den bezifferten Bass im Cembalopart verzichtet, was eine beachtliche Neuerung, genau betrachtet sogar eine explizite Abwendung vom Cembalo als Generalbass-Begleitinstrument bedeutet. Carl Philipp Emanuel Bach als Primus innerhalb seines von ihm selbst massgeblich geprägten entwickelten, einzigartigen Kosmos&apos' des »empfindsamen Sturm und Drangs« in der Musikgeschichte &nash; und überdies der wohl berühmteste Clavierkomponist vor 1790 überhaupt – verfasst virtuose, expressive Triosonaten (zwei Stimmen im Cembalopart, die Violine spielt die dritte) mit konzertanten, sich duellierenden Instrumenten, ordnet allerdings das Cembalo phasenweise immer wieder der Violinstimme mittels Generalbass-Accompagnement unter, wodurch es sozusagen kurzzeitig in seine alte Funktion (s. J.S. Bach, Händel u.v.m.) »zurückfällt«, um alsbald wieder solistisch-brillant und konzertant der Violine gegenüberzutreten. Bach zeigt sich somit in der Tradition der generalbassbegleiteten Solosonate wenn nicht verhaftet, so doch aber klar verwurzelt. (Jermaine Sprosse)
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