Samstag, den 14. Dezember 2024, 19.00 Uhr
Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim
Aurélien Bello, Leitung
Andrea Kauten, Klavier
Das als Basis mit vierzehn Musikern besetzte Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim ist eines der wenigen Full-time-Kammerorchester Europas: So wird eine außergewöhnliche Homogenität des Klangbildes möglich, die auch in größerer Besetzung mit Bläsern und weiteren Streichern aus einem festen Musikerstamm erhalten bleibt. Gegründet wurde das Ensemble im Jahr 1950 vom Hindemith-Schüler Friedrich Tilegant. Rasch fanden die Pforzheimer internationale Anerkennung. Mit Dietrich Fischer-Dieskau, Frans Brüggen und Yehudi Menuhin seien nur einige der musikalischen Größen genannt, mit denen das »Südwestdeutsche« zusammenarbeitete. Mehr als 250 Schallplatten und CDs hat das Südwestdeutsche Kammerorchester eingespielt, von denen eine ganze Reihe mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Zahlreiche Uraufführungen belegen seine Kompetenz auch für die zeitgenössische Musik. Auch in jüngerer Zeit musizierte das Kammerorchester mit international bekannten Solisten wie Nigel Kennedy, Mischa Maisky, Cyprien Katsaris, Christian Tetzlaff oder Lars Vogt und war in ganz Europa (Festival Prager Frühling, Schleswig-Holstein-Musikfestival, Schwetzinger Festspiele, Festival Euro Mediterraneo Rom, OsterKlang Wien, Sala Verdi Mailand, Auditorio Nacional Madrid, Berliner Philharmonie), in den USA und in Japan zu Gast.
Aurélien Bello, 1980 in Frankreich geboren, studierte zunächst Harfe, Musiktheorie und Orchestrierung am Conservatoire National Supérieur de Musique in Lyon und anschließend Dirigieren an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« in Berlin bei Prof. Hans-Dieter Baum. Er wurde vom Dirigentenforum des Deutschen Musikrates gefördert und war Stipendiat der Akademie »Musiktheater heute«, einer Stiftung der Deutschen Bank. Als Harfenist spielte Aurélien Bello bei renommierten Orchestern, so auch bei den Berliner Philharmonikern, unter Dirigenten wie Simon Rattle, Pierre Boulez und Gustavo Dudamel. Er dirigierte viele renommierte Klangkörper, u.a. das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Konzerthausorchester Berlin, die Deutsche Radiophilharmonie, das Radio-Sinfonieorchester Berlin, das Münchner Rundfunkorchester, das Stuttgarter Kammerorchester und das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim, mit dem ihn bereits eine längere Zusammenarbeit verbindet. Aurélien Bello leitet seit deren Gründung 2015 die Junge Kammerphilharmonie Berlin. Opernproduktionen führten Aurélien Bello u.a. an die Komische Oper Berlin, zu den Festspielen in Baden-Baden, nach Kiel, Bielefeld, Gelsenkirchen, Schwerin und Rheinsberg. Seit 2013 widmet sich Aurélien Bello auch vermehrt der Orchestrierung und der Komposition. Für die Berliner Philharmoniker bearbeitete er »Der kleine Rosenkavalier« von Richard Strauss, »La Boîte à Joujoux« von Debussy sowie die »Hommage à Sir Simon Rattle« zu dessen Verabschiedung. Für das Radio-Sinfonieorchester Berlin reduzierte er den »Ring des Nibelungen« von Wagner auf 50 Musiker und 100 Minuten. Neben seinem Orchesterwerk »Eine kurze Geschichte der Zeit« nach Stephen Hawking komponierte er zwei Opern für die Musikakademie Rheinsberg und nach Motiven von Verdi die Kinderoper »Der Kleine und Otello«, die von den Berliner Philharmonikern uraufgeführt wurde.
Andrea Kauten begann ihr Klavierspiel beim Basler Pianisten Albert Engel. Als 14-Jährige erhielt sie den 1. Preis des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs. Es folgte ein Studium in Basel und an der Franz Liszt-Akademie in Budapest. Seit 2006 veröffentlicht die Pianistin bei Sony. Sie spielte Solo-CDs mit Werken von Schumann, Liszt, Beethoven, Chopin und Rachmaninow ein. 2019 präsentierte Andrea Kauten zusammen mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim die CD »Clara Schumann & Zeitgenossen«. 2021 erschien »Promenade« mit den Préludes op. 28 von Chopin und »Bilder einer Ausstellung« von Mussorgski. Seit genau einem Jahr auf dem Markt: »Brahms The Piano Concertos« mit Andrea Kauten und der Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter der Leitung von Timo Handschuh.
Programm
Gioacchino Rossini | Sonate für Streicher Nr. 2 in A-Dur |
1792 – 1868 | 1. Allegro 2. Andantino 3. Allegro |
Frédéric Chopin | Klavierkonzert Nr. 1 e-Moll op. 11 |
1810 – 1849 | (Version für Streicher: B. Kominek) |
1. Allegro maestoso 2. Romance. Larghetto 3. Rondo. Vivace |
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Béla Bartók | Divertimento für Streichorchester Sz 113 BB 118 |
1881 – 1945 | 1. Allegro non troppo 2. Molto adagio 3. Allegro assai |
Gioacchino Rossini, Sohn von Musikern – sein Vater war Hornist, seine Mutter Opernsängerin – zählt zu den bedeutendsten italienischen Komponisten. Seine Belcanto-Opern gehören weltweit zum Standardrepertoire der Opernhäuser. Rossini spielte Violine und Cembalo, außerdem hatte er eine schöne Stimme. Gemeinsam mit seiner Mutter trat der Zwölfjährige 1804 zum ersten Mal öffentlich im kommunalen Theater von Imola auf. Nach seinen eigenen Angaben entstanden im selben Jahr auch seine »sechs schrecklichen Sonaten, die ich auf dem Landgut meines Freundes Triossi nahe Ravenna komponierte, als ich noch im kindlichsten Alter war und so gut wie keinen Unterricht genossen hatte; das Ganze komponiert in drei Tagen […].« Vermutlich entstanden die sechs Sonaten für zwei Violinen, Cello und Kontrabass nachdem Rossini am Liceo Musicale in Bologna ersten Unterricht in Komposition erhalten hatte erst etwa drei Jahre später und auch nicht in drei Tagen. Rossini durfte durchaus stolz sein auf seine Sonaten. Sie wurden mehrfach für Streichquartett, Holzbläserquartett und auch für Streichorchester bearbeitet. Die Sonate Nr. 2 gehörte unter Karajan zum Repertoire der Berliner Philharmoniker.
Frédéric Chopin komponierte seine beiden Klavierkonzerte in den Jahren 1829 und 1830. Beide Konzerte sind Jugendwerke. Beide Konzerte sind Virtuosenkonzerte und stehen also nicht in der Tradition der sinfonischen und dialogisierenden Instrumentalkonzerte von Mozart und Beethoven. Im Virtuosenkonzert steht der Solist im Mittelpunkt. Das Orchester hat die Aufgabe, einen harmonischen Klanggrund für die Solopassagen zu liefern und diese zu verbinden. Natürlich saß der gerade 20 Jahre alte Chopin selbst am Klavier, als das e-Moll-Konzert 1830 in Warschau uraufgeführt wurde. Es war sein letzter Auftritt in Polen – schon zwei Wochen darauf brach er nach Paris auf. Heute zählt das e-Moll-Konzert ohne Zweifel zu den bedeutendsten Klavierkonzerten der Musikgeschichte.
Das Divertimento für Streichorchester ist ein Auftragswerk des Basler Dirigenten und Musikmäzens Paul Sacher. Zur Komposition des Werks logierte Béla Bartók in Sachers Chalet im Berner Oberland. An seinen Sohn schrieb Bartók im August 1939: »Irgendwie fühle ich mich wie ein Musiker vergangener Zeiten, der von seinem Mäzen zu Gast geladen ist.« Sein Mäzen wünschte sich das Divertimento für sein Basler Kammerorchester. Bartók komponierte das Werk im Laufe von nur zwei Wochen, zwischen dem 2. und 17. August 1939, also im letzten Sommer vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.
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